QUEENSLAND/WINGST. Knapp eine Woche vor Wettkampfbeginn reisten die deutschen Triathleten und deren Trainer und Betreuer in Queensland an der Gold Coast Australien mit gut 5.000 weiteren Athleten der Junioren, U-23, Elite und Age Groupern zum großen Finale der Welt-Triathlon-Serie (WTS) an, um am entscheidenden Wettkampftag den Jetlag von acht Stunden überwunden zu haben und hundertprozentig fit zu sein.

Nachdem Lasse Lührs bisher in seiner Laufbahn bei Weltmeisterschaften keine guten Karten hatte, wollte er in diesem Jahr unbedingt eine Top-10 Platzierung erreichen. So ging er mit der Startnummer 4 selbstbewusst mit 50 weiteren U-23-Athleten an den Start der eher unspektakulären Strecke über die olympische Distanz (1500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen). Das Schwimmen stellte an diesem stürmischen Tag bei starkem Wellengang die größte Schwierigkeit dar. Nach einem guten Start konnte Lührs sich im Mittelfeld platzieren und nach der ersten Boje, die alle Athleten so eng wie möglich umschwimmen wollen und daher teilweise im Eifer des Gefechts übereinander und durcheinander schwimmen - man spricht daher auch von der „Waschmaschine“- noch einige Mitstreiter hinter sich lassen, so dass er das Wasser an Position 19 verließ. Leider verpasste Lührs damit knapp die erste aus elf Triathleten bestehende Radgruppe und befand sich also, wie so oft, in der Verfolgergruppe. Trotz größter Bemühungen schaffte es die zweite, knapp 20 Mann starke Gruppe, über die gesamten 40 Kilometer nicht, den Anschluss an die erste Gruppe zu bekommen und verlor mit jedem Kilometer wertvolle Sekunden. Am Ende war es über eine Minute Rückstand, der somit auf der Laufstrecke aufgeholt werden musste, wollte man, wie Lührs, eine Top-10-Platzierung erreichen. Drei der favorisierten Athleten setzten sich sofort nach Verlassen der Wechselzone von den anderen Läufern ab. Doch Lührs ließ sich davon nicht beirren. Trotz des harten Schwimmens bei hohem Wellengang und der Radstrecke mit vielen Spitzkehren fühlte er sich gut beim Laufen und rollte, gemeinsam mit einem Ungarn, das Feld von hinten auf. Nach den ersten 5 Kilometer und einigen hinter sich gelassenen Konkurrenten war Lührs sich sicher, die Top 10- Platzierung war machbar. Und so überholte er auf den folgenden 5 Kilometern, Seite an Seite mit dem Athleten aus Ungarn, weitere Mitstreiter, so dass auf der Zielgeraden nur noch fünf Läufer vor ihm waren. Der Ungar setzte zu einem beherzten Endspurt an, konnte Lührs und zwei weitere Athleten hinter sich lassen und sich völlig unerwartet die Bronze-Medaille erkämpfen. Lasse Lührs konnte trotz größter Bemühungen nicht am Ungarn dran bleiben und so war es am Ende Platz 6 für ihn. In einer hervorragenden Zeit von 1:44,47 Stunden mit der drittschnellsten Laufzeit von 31:23 Minuten war Lührs mehr als zufrieden. Und sein Ziel, eine ein-stellige Platzierung zu erreichen, war ihm mehr als gelungen.

Nach dieser hervorragenden Leistung wurde Lührs für die Staffel der U-23 nominiert, die am Folgetag stattfand. Gemeinsam mit Nina Eims (10. Platz beim U-23-Frauenrennen), Laura Lindemann (4. Platz beim Eliterennen der Frauen) und Gabriel Allgayer (7. Platz beim U-23 Rennen der Männer) ging er als Zweiter ins Rennen. Bei einer Triathlon-Staffel geht jeder Athlet in der Reihenfolge weiblich-männlich-weiblich-männlich über einen Supersprint (250 Meter Schwimmen, 6 Kilometer Radfahren und 1,5 Kilometer Laufen) ins Rennen. Der Wechsel erfolgt per Abklatschen und anschließendem Lauf zur Schwimmstrecke. Die deutsche Mannschaft ging sehr konzentriert ins Rennen, war ihr doch klar, dass ein Treppchenplatz bei einem patzerfreien Wettkampf möglich war. Und so waren die Deutschen nach einem überragenden Lauf von Laura Lindemann, die als Dritte für Ihr Team startete, sogar eine zeitweilig auf Platz 1. Der Schlussstarter, Gabriel Allgayer, ein noch recht unerfahrenes junges Triathlon-Talent, musste sich auf dem Rad von den favorisierten Athleten aus Frankreich und Neuseeland „einfangen“ lassen. Doch abschütteln ließ Allgayer sich nicht. Auch auf der Laufstrecke blieb er den beiden Konkurrenten dicht auf den Fersen. Der Franzose und der Neuseeländer gaben sich kurz vor dem Ziel einen erbitterten Kampf um Gold und stürzten gemeinsam über die Ziellinie. Allgayer erreichte kurz darauf als Dritter das Ziel. Nach einigem Hin und Her und Diskussionen, ob Frankreich oder Neuseeland gewonnen hat, stellte sich heraus, dass die Mannschaft von Neuseeland disqualifiziert wurde, weil ein Athlet auf der Strecke vom Schwimmen in die Wechselzone unerlaubt eine Abkürzung gewählt hatte. Und damit war das deutsche Team unerwartet auf den zweiten Platz gerutscht. Was für eine Überraschung.

Für Lührs bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen. Denn schon geht es zum nächsten Triathlon-Wettkampf nach China. Kurze Zeit darauf wird der gebürtige Wingster dann noch in Florida und Ecuador an den Start gehen, bevor Ende Oktober für ihn die dreiwöchige Saisonpause beginnt. Nachdem die Saison 2018 für den jungen Athleten nicht optimal begann, muss Lührs nun schauen, dass er zum Ende der Saison wertvolle Punkte für die Qualifizierung zur Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokyo sammelt.

sch/Foto: Privat

Nicht nur auf dem Rad (Startnummer 4, gelbes Rad), sondern insbesondere auf der Laufstrecke zeigte Lührs beim WTS-Rennen an der Gold Coast, dass er auf dem richtigen Weg ist, um sein Ziel – die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 – zu erreichen